Klettersteig- und Hüttentour Cristallo – Sorapis – Cadini

An der anspruchsvollen Klettersteigtour in den Dolomiten vom 16. – 24. August 2024 nahmen 7 Bergkameraden/-innen teil.

Ausgangspunkt für die 7 Teilnehmer (5x DAV Sektion Pößneck und jeweils 1x DAV Sektion Augsburg und Kaiserslautern) an der 9-tägigen Tour in den Ampezzaner Dolomiten (Venetien) war der etwa 10 km östlich von Cortina d‘ Ampezzo gelegene Passo Tre Croci (1.809 m).

Die Tour begann mit einem zunächst über einen Forstweg – dann Steig – führenden Panoramaweg in rund 1,5 Std. zum Rifugio Son Forca (2.235 m), dass wegen seiner straßennahen Lage und einer Personenseilbahn eher als Berggasthof anstatt als Berghütte geführt wird. Ein grandioser Rundumblick auf die Bergmassive von Sorapis, Pelmo, Civetta, Marmolada und Tofana zeigte sich von der Terrasse des Rifugio. Hier verbrachten wir einen ausgelassenen Abend in großer Vorfreude auf das Kommende:

In der Kühle des nächsten Morgens stiegen wir in knapp 2,0 Std. unter einer stillgelegten Personenseilbahn zuletzt sehr steil zur Forcella Staunies (2.918 m) am Cristallo auf. Hier beginnt der Sentiero Ferrata Ivano Dibona (B), der uns bei gutem Bergwetter entlang von Stellungen des ersten Weltkrieges zunächst auf den Cristallino (3.008 m) und teils über lange Gehabschnitte bis zur Forcella Alta (2.687 m) führte. Von dort erfolgte der teilweise seilgesicherte Abstieg ins Val Grande auf etwa 2.000 m und weiter zu unserem Quartier (insgesamt 7,5 Std.).

Der nächste Tag begann kühl und regnerisch. Wir stiegen zu unserem Parkplatz beim Passo Tre Croci ab und trafen uns dort mit einer fünf Personen großen Gruppe des AVS Sektion Gröden. Die Freunde war groß, als es sich bei den Ankommenden mit Monica, Resi, Arnold, Klaus und Vincent um gute Bekannte aus früheren Zusammentreffen handelte. Gemeinsam stiegen wir in 2,5 Std. zum Rifugio Alfonso Vandelli (1.928 m) in der Sorapis-Gruppe auf. Überrascht wurden wir dabei vom großen touristischen Andrang auf dem durchaus anspruchsvollen (nassen) Steig zu dem nahe der Hütte gelegenen Sorapis See. Dieser hat sich zu einem Hotspot der Influenzerszene entwickelt; erst nach 17.00 Uhr tritt langsam Ruhe am See und an der Hütte ein.

Wegen des feuchten Wetters bestand für den Weiterweg die Frage, welche Gehrichtung für die kommende Große Sorapis Runde bzw. welcher Klettersteig sich für die ersten Stunden  besser eignen würde. Wir entschieden uns, dem Hinweis des Hüttenwirtes folgend, zunächst für die in Hüttennähe gelegene Via ferrata Alfonso Vandelli (C). Bereits 7.30 Uhr stiegen wir hier ein. Nach 2,0 Std. war der Klettersteig problemlos bewältigt und eine Höhe von etwa 2.400 m erreicht. Die gesamte Gruppe erwies sich das erste Mal – wie auch in der Folgezeit – als sehr homogen. Der folgende Übergang zog sich entlang der Ostflanke der Sorapis, vorbei am Bivacco Comici (2.000 m), über den Sentiero attrezzato Carlo Minazio (A) sowie in endlos scheinenden Auf- und Ab zur Forcella Grande (2.250 m) und schließlich zum Rifugio San Marco (1.823 m) – hierher insgesamt 8,5 Std.

Eine Doppelübernachtung auf der urig-gemütlichen Hütte sollte Zeit zur Erholung für den zweiten Teil der Großen Sorapis Runde geben. Bis in den Vormittag wiederkehrende Regenschauer ließen die Gedanken an die Begehung eines neugebauten Klettersteigs unterhalb der Hütte zerplatzen. Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg zur einer nahegelegenen Jausenstation, auf der wir ausgiebig und in fröhlicher Runde rasteten. Den Rückweg zum  Rifugio San Marco dehnten wir bei einsetzenden Schönwetter auf etwa 2,0 Std. aus.

Erneut nutzten wir die Kühle des Morgens für den langen, 900 hm umfassenden Aufstieg zur  Forcella Grande und zum Bivacco Slataper (2.600 m), wo wir nach 2,0 Std. aussichtsreich pausierten. Zwischenzeitlich stand die Sonne am wolkenlosen Himmel und es waren noch 70 hm bis zu dem einen großen Respekt einflößenden Abgrund zur Via ferrata Francesco Berti (C). Der Klettersteig erwies sich dann als weniger anstrengend und problematisch als die folgende, lange, schotterreiche Querung der Westflanke der Sorapis. Am Ende der Querung rasteten wir unterhalb eines kleinen Wasserfalls. Wenig später trennte sich unser Weg von dem der Südtiroler Bergfreunde. Diese wählten einen direkten Steig für die Heimreise. Wir stiegen in den großen Bergkessel der Sorapis ab, wo bald der milchig-blaue Sorapis See leuchtete. Um den See herum lagerten mehrere Hundert seiner Besucher. Nach insgesamt 8,0 Std. kamen wir wieder beim Rifugio Alfonso Vandelli (1.928 m) an.

Am Folgetag galt es noch einmal, die Gebirgsgruppe zu wechseln. Entlang des Aufstiegsweges von Tag 3 stiegen wir zu unserem Parkplatz beim Passo Tre Croci ab. Bereits 8.30 Uhr war der „Gegenverkehr“ der Besucher des Sorapis Sees beachtlich. Mit den PKWs setzten wir zum Misurina See und – nach einstündigem Aufenthalt dort – zur Drei-Zinnen-Mautstraße um. Hier wurde unser Auto gegen Mittag wegen Überfüllung des Parkplatzes an den Drei Zinnen von der Polizei zurückgewiesen und wir mussten den Aufstieg aus etwa 1,0 km größerer Entfernung starten. Das Rifugio Fonda Savio (2.367 m) erreichten wir entlang eines schönen Steiges in etwa 2,0 Std. Den späteren Nachmittag verbrachten wir auf einer kleinen Relax-Runde in Hüttennähe. Die Hütte präsentierte sich uns mit zweierlei Gesicht – mit freundlichen Personal und super Verpflegung, aber leider auch mit bescheidenen Bedingungen der Unterkunft.

Am Morgen des letzte Bergtages stiegen wir bereits 30 Gehminuten von der Hütte entfernt in die Via ferrata Ceria Merlone (B/C) ein. Großenteils auf steilen Leitern ging es etwa 1,5 Std. zur Cima Cadin Nord-Est (2.788 m) empor. Hier eröffnete sich noch einmal ein schöner Ausblick auf die Bergmassive von Sorapis, Cristallo, Marmolada und Drei Zinnen. Auf gleichem Weg ging es zurück zur Hütte. Mit leichten Gepäck begingen wir in der zweiter Tageshäfte noch den teilweise seilgesicherten Sentiero Alberto Bonacossa (A) in Richtung der Drei Zinnen. Gruppenweise nach Ermessen kehrten wir zur Rifugio Fonda Savio zurück.

Mit dem abschießenden Abstieg in Richtung Misurina See zu unserem Parkplatz ging eine erlebnisreiche und landschaftlich beeindruckende, aber auch anstrengende Klettersteig- und Hüttentour zu Ende.

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